Sonntag, 14. Oktober 2012

Die Sammlerin


Sie gab ihn weg, wie ein altes Möbelstück,
an dem man zwar hängt, weil es immer schon da war; an dem man sich aber satt gesehen hat. Sie hatte Lust auf etwas Neues, Modernes, hat nie darüber nachgedacht, ihn vermissen zu können, wäre er erst einmal fort.
Gebrauchsspuren trug er unzählige; der Lack war abgeblättert über all die Zeit, in der sie mit ihm umgegangen war, als wäre er wertlos. "Ein Sammlerstück", haben die Leute gesagt, die Ahnung von Dingen wie ihm und ihr haben und dabei wissend genickt. Recht hatten sie, denn sie ist eine Sammlerin; sammelt sie doch wertvolle Dinge wie ihn, verschleißt sie und stellt sie irgendwo ab, wo sie ihrem Hobby nicht im Wege stehen.
Sie gab ihn weg, verkaufte ihn für einen Niedrigpreis und saß Ewigkeiten in einer leeren Welt.

Sonntag, 30. September 2012

Hallo, schwarzes Loch

Ich schätze, ich sollte dringend mein Leben überdenken.

Ich habe mich wirklich angestrengt, aber es hat sich nicht gelohnt. Letztendlich habe ich mir damit nur bestätigt, dass ich mich nicht genug angestrengt habe, dass ich mich vielleicht auch überhaupt nicht genug anstrengen kann. Manchmal frage ich mich, ob die Leute lügen, wenn sie sagen, ich sei ein guter Mensch. Hat ein guter Mensch nicht Freunde wie Sand am Meer und ist ein guter Mensch nicht glücklich? Ich habe zu hoch gewettet und alles verzockt. Wo sind sie jetzt, die applaudierenden Menschenmassen, die mich für meine Sprüche feiern? Ich bin nur noch peinlich, nicht mehr witzig, bin nur noch angemalt, nicht mehr echt und verbringe meine Freizeit vor RTL anstatt mich mit Freundinnen über Leute lustig zu machen, die nichts besseres zu tun haben, als nachmittags Privatsender zu schauen. Ich schaffe es nicht, meiner Mutter im Haushalt zu helfen, kapiere die Hälfte meiner Studienfächer nicht und mein bester Freund heißt Berlin Tag und Nacht.
Meine goldene Seite glänzt längst nicht mehr.
Und ich habe es nötig, mich im Internet öffentlich auszuheulen. Halleluja!
Endlich war mir wieder etwas sicher, das ich seit einer halben Ewigkeit wollte aber nicht bekommen konnte. Dachte ich. Jetzt bist du weg, du einziger Lichtblick in meinem Dunkel.

Mir bleibt noch das Beten, das Beten um eine Einsicht, die nicht kommen wird.
Gott liebt jedes seiner Kinder.

Samstag, 29. September 2012

Fish&Tequila

Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so viel Zeit hatte. Es ist schon fast unheimlich, wie still es ist. Nur das leise Surren des Laptops ist zu hören. Ich sollte sehr dringend Ordnung schaffen, nicht nur hier, auch in den anderen Bereichen meines Lebens. Mir fehlt die Motivation dazu, zumindest rede ich mir das ein; vielleicht habe ich nur Angst davor, feststellen zu müssen, dass mir von all dem Glanz nichts geblieben ist, wenn ich die Dinge gerade gerückt habe. Mein Leben gleicht einer Fischkonserve. Schwer an den Inhalt heranzukommen, man saut sich dabei ein, weil das dumme Ding völlig fehlkonstruiert ist und wenn man es endlich geschafft hat und die geöffnete Fischdose vor sich liegen sieht, vergeht einem der Appetit, weil es bestialisch stinkt. Das Gute ist, ich mag Fisch.
Vor nicht allzu langer Zeit war das Ganze etwa wie ein Stück Apfelkuchen in einer Konserve (Apfelkuchen mag ich mehr als Fisch). Ja, ich weiß, Apfelkuchen gehört nicht in eine luftundurchlässige Blechbüchse gepackt. Das habe ich dann auch feststellen müssen und jetzt habe ich Fisch. Fisch ist kalorienarm und gesund, ich freue mich, dass ich Fisch haben darf und sich kein Rosenkohl darin befindet.

Was ich damit sagen will, ist, dass sich manche Dinge geändert haben und zwar vollkommen. Trotzdem ist mir die Blechbüchse geblieben, als (manchmal) schmerzliche Erinnerung daran, dass ich mal Apfelkuchen hatte, in der gleichen Dose. Andere Leute haben Fisch im Rosenkohlmantel; ich will mich nicht beklagen. Nichts geschieht ohne Grund und man wird nie auch nur einen Tag jünger.
Wir werden stets das Beste aus unserer Büchse machen, werden sie bunt bemalen und mit Bildern von wunderbaren Menschen bekleben.
Heute Abend werde ich meinen Fisch zu Tequila essen und ich werde ihn mit einer Hand voll toller Menschen teilen.